Das Projekt
Mehr als 100 Jahre nach ihrer Ausrottung sind die Lebensgrundlagen in den Schweizer Alpen für die grossen Beutegreifer Luchs, Bär und Wolf vielerorts wieder so intakt, dass es zu einer stetigen Vermehrung und Ausbreitung kommt. Dies resultiert zurzeit teilweise in Nutzungskonflikten und emotionalen Debatten. Das vorliegende Projekt mit Projektstart Anfang 2025 bezieht weder pro noch contra Stellung zu grossen Beutegreifern, sondern setzt sich mit der Tatsache deren Präsenz auseinander. Ziel ist es, mit einem gemeinsamen, lösungsorientierten Ansatz zur Vermeidung von Konflikten beizutragen und gleichzeitig einen Mehrwert zu schaffen.
Neben den grossen Herausforderungen für die Landwirtschaft, sieht sich auch der Tourismus mit neuen Aufgaben konfrontiert: Verunsicherte Wandernde und Hundehalter*innen, Gäste-Beschwerden wegen emotionaler Kampagnen und ähnliche Situationen bedürfen neuer, innovativer Lösungen in Besucherinformation und -lenkung.
Andere Länder wie die USA oder Norwegen nutzen die Anwesenheit von grossen Beutegreifern seit längerer Zeit, um touristische Produkte zu entwickeln und anzubieten. In der Schweiz, wie im gesamten Alpenraum, geschieht dies bislang nur in sehr geringem Ausmass. Innovative touristische Produkte (jenseits von Tierbeobachtungen) können aber sowohl wirtschaftliche Chancen für die lokale Bevölkerung schaffen, wie auch zur Sensibilisierung und Besucherlenkung beitragen. Zudem schaffen gemeinsame Aktivitäten mit Gästen und Einheimischen die Möglichkeit zu grösserem Verständnis für die unterschiedlichen Perspektiven.
Das Projekt beantwortet die Frage: Wie kann und soll der Tourismus mit den grossen Beutegreifern umgehen?
Projektziele sind:
Dialog & Verständnis
Sowohl bei Einheimischen wie auch bei Gästen Verständnis für die verschiedenen Positionen schaffen.
Besucherinformation & Besucherlenkung
Vermittlung von faktenbasiertem Wissen über die grossen Beutegreifer an Gäste, dadurch Verringerung vorhandener Unsicherheiten. Zudem Anpassungsbedarf bestehender touristischer Infrastruktur prüfen sowie Entwicklung und Umsetzung von Lenkungsmassnahmen.
Potenzialanalyse & touristische Produkte
Erstellung von Potenzialanalysen für touristische Produkte zum Thema grosse Beutegreifer sowie Entwicklung und Testung potentieller touristischer Produkte, die spürbaren Mehrwert für alle Involvierten schaffen.
Nicht-Ziele sind:
Diskussion & politische Einflussnahme
Diskussion oder Beeinflussung der kantonalen oder schweizerischen Politik zum Thema grosse Beutegreifer
Massnahmen
Nachfolgend werden einige ausgewählte Massnahmen der einzelnen Arbeitspakete zur Erreichung der Projektziele vorgestellt.
Arbeitspaket 1: Dialogplattform
- Einrichtung regionaler Dialogplattformen in den beiden Destinationen Arosa und Engadin Scuol Samnaun Val Müstair für touristische Leistungsträger, Vertreter*innen von Landwirtschaft und Jagd sowie weitere interessierte Stakeholder mit dem Zweck des Austauschs zu gemeinsamen touristischen Planungen
Arbeitspaket 2: Besucherinformation und Besucherlenkung
- Wissensaufbau & Workshops für Gäste
- Umsetzung der Erkenntnisse in Entwicklung von verbesserten Sicherungen der Infrastruktur (bspw. bärensichere Mülleimer), Besucherlenkungsmassnahmen sowie der Kommunikationsstrategie inkl. Beschwerdemanagement.
- Durchführung von Informations- und Schulungsmassnahmen für touristisches und landwirtschaftliches Personal in den beteiligten Destinationen
Arbeitspakte 3 & 4: Potenzialanalyse, Entwicklung und Erprobung touristischer Produkte
- Analyse der Nachfragepotenziale
- Service Design Workshops
- Umsetzung von Pilotangeboten
Zeitplan & Meilensteine
Januar 2025 - Projektstart
2025 & 2026 - Projekt Umsetzung
AP 1: Dialogplattform
Erfolgreiche Durchführung der ersten und zweiten Dialogplattform in Arosa am 19. März und 30. Juni sowie der ersten Dialogplattform in Zernez am 26. Juni. Teilgenommen haben Personen aus den Bereichen Landwirtschaft, Forst, Jagd und Tourismus. Im Zentrum stand der Erfahrungs- und Meinungsaustausch sowie mögliche Verbesserungen in der Besucherlenkung.
AP 2: Besucherinformation und -lenkung
Abgeschlossene europaweite Umfrage zu Besucherinformation und -lenkung in Schutzgebieten, Naturpärken sowie Tourismusdestinationen mit Erfahrungen im Umgang mit grossen Beutegreifern. Laufende Entwicklung von Massnahmen in Arosa und im Engadin.
AP 3: Potenzialanalyse
Laufende Gäste-Umfrage zu Interesse an touristischen Angeboten zu grossen Beutegreifern
AP 4: Produktentwicklung
2027 - Projekt Fertigstellung und Endbericht
gefördert von
